Der Beginn unserer kleinen Tschechienreise
Am Sonntag, dem 23. November, begann unsere Studienreise nach Pardubice.
Vormittags habe ich nochmal meinen Koffer kontrolliert, ob ich denn auch alles eingepackt habe. Viel zu oft sind es alltägliche Dinge, die man sehr schnell mal vergisst. Ich konnte jedoch alles von meiner Checkliste abhaken und mich auf dem Weg zum Bahnhof machen.
Gegen 12.30 Uhr war ich schon da, obwohl der Treffpunkt erst eine Stunde später war, denn ich wollte noch schnell etwas Geld in tschechische Kronen umtauschen und mir einen kleinen Snack für unterwegs kaufen.
Ich bin selbst bei so kleinen Reisen sehr aufgeregt und nervös, dass auch alles klappt, wir den Zug pünktlich schaffen und keiner irgendwie unterwegs verloren geht.
Zum Glück waren schließlich auch alle pünktlich und munter am Gleis 14 des Leipziger Hauptbahnhofs angekommen. Mit alle meine ich: Julia, Sophia, Claudia, Jessica, Elisabeth und mich (Khulud). Einige kannten sich schon aus der SQ13 des vergangenen Semester und Claudia kam neu hinzu, da sie dieses Semester die SQ13 belegt. Ich fand, dass es von Anfang an eine sehr dynamische Gruppe war, wie es sich auch an den folgenden Tagen bewiesen hat.
Mit geballter Frauenpower ging es dann in den ersten Zug von Leipzig nach Dresden. Eine kleine Gesangseinlage zum Geburtstag von Elisabeth gab es auch. Eine Premiere für sie, wie sie meinte.
Auch der Anschluss in Dresden verlief reibungslos und so fuhren wir die Elbe entlang und sahen wie es allmählich immer dunkler wurde. Wir unterhielten uns über unsere Erwartungen und Wünsche, was wir gern auf dieser Studienreise lernen möchten. Ebenso versuchten manche von uns schon während der Zugfahrt wichtiges Vokabular aufzufrischen beziehungsweise zu wiederholen. Ein Schaffner, der uns für junge Künstlerinnen hielt, lockerte die Stimmung auch etwas auf, als wir von der langen Fahrt schon etwas erschöpft waren.
Ungefähr gegen 19 Uhr kamen wir am Bahnhof von Pardubice an und wurden herzlich von Šárka und Ilona empfangen.
Unter dem Motto Sprechen Sprechen Sprechen
Nachdem wir uns ausgeschlafen hatten, ging es am Montag zum Frühstücken in die Cafeteria mit dem süßen Namen “U dvou přátel”, was übersetzt “bei zwei Freunden” bedeutet. Die Damen der Cafeteria waren sehr freundlich und geduldig, wenn wir etwas länger für unsere Bestellung benötigten. Wir waren begeistert von der Auswahl an frischbelegten Baguettes und anderen süßen Backwaren und Speisen. Außerdem gab es jeden Morgen einen frisch gebackenen Kuchen. An diesem Morgen war es “perník”, der typisch tschechische Gewürzkuchen.
Nach diesen erfreuenden Begegnungen, gingen wir gleich mit zwei StudentInnen der Klasse in die Mensa. Für längere und intensivere Gesräche blieb uns leider keine Zeit, denn gleich im Anschluss waren wir mit Ilona, Šárka und ihren Studenten zu einer Dampferfahrt verabredet. Da trafen wir auch das erste mal auf Petra und Leoš. Petra war bereits für ein Semester/Jahr in Deutschland und Leoš hatte ein Semester in Österreich verbracht. Sie waren sehr redselig und luden uns ein abends mit ins “Boum Boum” zu gehen, ein Café ganz in der Nähe des Campus. Doch davor stand noch ein wichtiger Punkt auf unserem Plan, denn Šarka veranstaltete für uns einen Filmabend, zu dem wir einen tschechischen Film aus den Achtzigern mit dem Titel “Postřižiny” sahen. Da die Untertitel nicht ganz dem Inhalt entsprachen, war es etwas schwierig ihnen so ganz zu folgen. Dennoch war die Geschichte des Films bildlich so gut dargestellt, dass man sich so manches von Inhalt auch herleiten konnte.
Nachdem uns Julia und Šárka noch etwas Hintergrundwissen zu dem Film gegeben und wir noch etwas über den Film diskutiert hatten, verabschiedeten wir uns von Šárka und gingen ins Café, um diesen wirklich schönen ereignisreichen Tag ausklingen zu lassen.
Sehr vorausschauend, denn im Anschluss (nach einem üppigen Mittag in der Mensa ;) ) begaben wir uns auf einen kleinen Ausflug in das örtliche Schloss. Wir wurden freundlich empfangen und von einer sehr geduldigen, kundigen Dame durch die Räumlichkeiten geführt, inklusive Waffenkammer, Spielzeug-, Glas- und Schreibgeräteausstellung. Der Rundgang war auf Tschechisch, durch die langsame und deutliche Aussprache der Frau verstanden wir jedoch erstaunlich viel. Im Notfall halfen unsere Lehrerinnen mit einigen Anmerkungen aus.
Aber wir mussten ja auch an unsere Freunde und Familien zu Hause denken, denen wir auch ein bisschen von unserer Reise mitbringen wollten. Also gingen wir Postkarten und kleine Geschenke kaufen. Ganz viele Perniky waren da natürlich dabei. :)
Vollbepackt gingen wir zurück ins Wohnheim und wurden dann von Lukáš, Klára und Michal abgeholt. Heute sollten wir das Pardubicer Studentenleben zu sehen bekommen. Als erstes ging es in den Club Áčko, direkt hinter der Mensa. Wir quatschten viel, spielten Tischfußball und witzige Tischspiele. Doch das war uns nicht genug, wir hatten trotz des langen Tages noch viel Energie. Also zogen wir weiter, in die Disco Klec. War es dort anfangs noch ruhig, kamen bald doch noch viele andere Studenten und wir begannen, uns vereinzelt auf die Tanzfläche zu begeben. Erst noch zögerlich, dann jedoch alle gemeinsam. Und dann war es, als würden wir uns alle schon Jahre kennen, wir tanzten fröhlich und ausgelassen bis tief in die Nacht, als das letzte Lied gespielt wurde. Was für ein toller Tag!
Fakulta restaurování
Nachdem wir wieder im Imbiss der Uni gefrühstückt hatten, trafen wir Šárka und Ilona, um dann zusammen mit einem Kleinbus in das 30 km entfernte Litomyšl zu fahren und dort die Fakultät für Restaurierung (fakulta restaurování) zu besichtigen. Wir bekamen eine sehr interessante Führung durch die Räumlichkeiten des alten Klosters, in dem jetzt Studenten alte Bücher, Statuen usw. restaurieren. Die ehrwürdigen Gemäuer, Informationen über die schwierigen Aufnahmeprüfungen der Fakultät, den Studenten bei der Arbeit zuzusehen und über die Techniken zu erfahren, war sehr beeindruckend. Besonders der Vergleich zwischen einem Buch, das vor der Restauration steht, und den Werken, die uns als fertiggestellte Bücher gezeigt wurden, zeigte, wie viel Arbeit nötig ist. Nach der Führung schlenderten wir noch kurz durch die süße Altstadt bis uns der Kleinbus über die Felder wieder nach Pardubice zum Campus brachte.
Am Nachmittag hatten wir etwas freie Zeit, die wir nutzten, um noch einige Mitbringsel (slivovice, Oblaten, Schokolade etc.) für Freunde und Familie in Deutschland einzukaufen. Nach dem Abendessen in der Mensa trafen wir uns wieder mit ein paar tschechischen Studenten in der Bar Áčko und später im Klic.
Mit dem Bus ging es dann gleich weiter Richtung Campus, wo wir zuerst gleich mal unsere Zimmer begutachten durften. Nach einer kurzen Besichtigung ging es dann schon weiter in die Studentenkneipe Dy Dy, in der wir zu später Stunde noch Pizza aßen und uns über den kommenden Tag austauschten.
Nach dem Essen kamen noch Michal und Lukáš vorbei und sie brachten uns viel neues Vokabular bei zum Beispiel, dass das Bier „kozel“ übersetzt Ziegenbock heißt, aber im Tschechischen „bok“ das Wort für Hüfte ist.
Nach und nach spürten wir aber dass die Zugfahrt uns mehr Kraft gekostet hatte, als wir erwartet hatten und entschieden uns zurück ins Wohnheim zu gehen und schlafen zu gehen, um munter in den nächsten Tag zu starten.
Somit hieß es das erste Mal in Pardubice: Dobrou noc!
Nach Kaffee und Kuchen ging es gestärkt in den Tandemunterricht mit Ilona und ihrer Klasse. WIr waren sehr gespannt, wie es wohl sein wird und inwieweit unsere Kenntnisse ausreichen, um wirklich ein Gespräch mit den tschechischen Studenten führen zu können. Doch es ging relativ schnell, dass man die Angst verlor Tschechisch zu sprechen, da man merkte, dass sie genauso aufgeregt waren, wie wir. Man sprach über sich und seine Hobbies, typische Freizeitaktivitäten der tschechischen Studenten, manche zeigten uns ihr Portfolio und wenn man einmal gar nicht weiter wusste, weil einem die Vokabeln fehlten und man sich schwer tat zu erklären was man eigentlich meinte, wurde schnell der Google-Übersetzer geöffnet und es konnte einfach weitergesprochen werden. Viele der tschechischen Studenten waren erstaunt über unseren bisherigen Wissensstand und fragten immer wieder ungläubig, ob wir denn Tschechisch wirklich freiwillig lernen. Dabei schwang jedoch auch ein klein wenig Begeisterung mit, dass wir uns dafür begeistern, Tschechisch zu lernen.
Auf, auf, zum Schloss (wo ist mein Ross?)
Der Dienstag begann, wie auch der Montag, mit einem ausgiebigen Frühstück in der Cafeteria (wieder einmal leckerer Pernik *mjam*). Es fiel uns schon wesentlich leichter, den beiden Damen hinter der Theke zu erklären, was wir gerne essen würden. Und diese freuten sich sichtlich über unsere Bemühungen.
Im Anschluss ging es zum Unterricht. Diesmal handelte es sich nicht um ein Tandem, sondern wir bekamen ein extra auf uns zugeschnittenes Programm von Frau Kroupová . Wir lernten einige neue Möglichkeiten, unseren Tagesablauf auszudrücken, was sehr gut war, da wir von unseren Gastgebern oft danach gefragt wurden. Außerdem erfuhren wir vielerlei über die Stadt Pardubice.
Wir arbeiteten mit Karten und Infoflyern der Touristinformation.
Am Ende der Tour war es schon recht spät, dennoch wollten wir unbedingt noch ins Zentrum. Wir zogen also los, durch die Altstadt hindurch. Auf dem Markt angekommen, bewunderten wir die schönen alten Häuser. In den Genuss des Weihnachtsmarktes sind wir leider nicht mehr gekommen, dafür entdeckten wir etwas anderes, dass unsere Herzen höher schlagen ließ: Das Kaffeehaus Bajer!
Ein sehr gemütlich eingerichtetes kleines Cafe mit allerlei antiken Kuriositäten in den Regalen und an den Wänden, und, wenn man es so sagen darf, einer „kuriosen Antiquität“. Ein sehr freundlicher und zuvorkommender älterer Herr spielte fidel auf einem Keyboard, als wir eintraten und begleitete uns die ganze Zeit mit fröhlichen Klassikern. Zudem wurde er nicht müde, unseren Besuch auf Sofias Kamera festzuhalten und uns aktuelle Stadtmagazine zu geben. Besser, als jeder Touristenführer!
Und dann gab es da natürlich noch... die Schokolade!
Ein jeder unserer tschechischen Freunde weiß, wie entzückt wir von der heißen tschechischen Schokolade ohnehin schon waren. Aber die, die wir dort bekamen, überstieg selbst das! Wir schwebten im siebten Kakaohimmel und es fiel uns sichtlich schwer, diesen wundervollen Ort wieder zu verlassen.
Gestaltung des Deutschunterrichtes
Leider musste uns Sophia nach dem Mittagessen schon verlassen, da sie am Donnerstag früh eine wichtige Aktivität von ihrem Praktikum in der Schule hatte. Der Rest der Gruppe nahm um 14.00 Uhr am Deutschunterricht für Wirtschaftswissenschaftler bei Frau Zikešová teil, in dem jeder von uns Gästen eine Präsentation über ein Thema hielt. Khulud sprach über die Stadt Leipzig, Claudia über die Universität Leipzig und ihre Fakultät, Elisabeth über den Teil der Elbe (Labe), der in Deutschland fließt und Jessica über deutsche Klischees in anderen Ländern. Zwei tschechische Studenten berichteten über die Reise nach Leipzig im letzten Frühling, an der sie teilgenommen hatten. Da wir morgen schon abreisen würden, mussten wir uns leider schon von Ilona und Šárka verabschieden, mit denen wir viel Spaß gehabt hatten und die sich ein wunderbares Programm ausgedacht hatten.
Donnerstag, 27.11.2014 Tag der Abreise
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von den netten Verkäuferinnen aus dem Imbiss. Wieder mit den Rucksäcken bepackt, mussten wir leider schon die Heimreise antreten. Die Zeit verging rasend und traurig machten fuhren wir mit dem Bus zum Bahnhof Pardubice. Mit dem IC kamen wir sicher nach Dresden und dann nach Leipzig. Im Zug nutzen wir, trotz Schläfrigkeit, die Zeit, um im Laufe der Woche entstandene Vokabellisten zu wiederholen, uns über die vergangen Tage auszutauschen und zu überlegen, was wir den tschechischen Austauschstudenten bei ihrem nächsten Besuch in Leipzig unbedingt zeigen wollen. Wir konnten alle auf eine wunderschöne Studienreise zurückblicken, die für jeden einzelnen tolle neue Freunde, sprachliche Fortschritte und eine besondere Erfahrung brachte.