Verfahren der Arbeit mit Filmen

Im folgenden Abschnitt sollen verschiedene Verfahren zur Arbeit mit Filmen aufgezeigt werden. 

Filmgespräche führen (vgl. Abraham 2009, 78-79)

• Gespräche über Medien gehören zur kulturellen Praxis der Heranwachsenden

• Unterricht kann jedoch nicht einfach wiederholen, was im Alltag geschieht

• Möbius 2008: Entwicklung des „literarischen Sehgesprächs“ 

Verfahren: Ausschnitte/Frames suchen, welche als Impulse dienen

 

Einstiegsfragen in das Gespräch:

o Was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an den Film zurückdenkst?

o Welche Szene hat dich am meisten beeindruckt? Was hast du dabei empfunden?

o Welche Figuren waren dir sympathisch, welche waren dir unsympathisch?

o Welche Figur würdest du am liebsten sein, wenn du wählen könntest?

o Wodurch wurde in diesem Film Spannung erzeugt?

o Was, findest du, ist an diesem Film gut gemacht? Was nicht? Warum?

o Macht er dich zuversichtlich oder traurig? Warum?

o Würdest du einem Freund/ einer Freundin den Film empfehlen? Warum? Warum nicht? (vgl. Abraham, 78-79)

Ziel: Austausch von ersten Eindrücken, Beobachtungen, Assoziationen, Fragen und Deutungsvermutungen

 

• wichtig sind neben dem Film an sich auch eine sinnvolle Themensetzung 

o Beispiel: „Arm und doch reich- reich und doch arm“: Wie kann das gemeint sein?

o Anschließende Diskussion? Wer ist reicher/ ärmer? Was bedeuten diese Worte?

o Ziel: Kinder bringen Film mit dieser Aussage in Verbindung, Stichwörter auf Papier und Gedanken daneben, Zuordnung zu den Hauptfiguren

Schreiben zu Filmen (vgl. Abraham 2009, 80ff.)

Schreiben zu Filmen

  • inhaltssichernde Funktion
  • Spaltenschema nach Schreckenberg (1997): Verfassen von einfachen Sequenzprotokollen als „verständnissichernde Übung“:

Geschehen/Handlung

Dialog/Sprache

Bild

Ton

 

 

Kamera

Bildkomposition

Licht

 

Farbe

Musik

Geräu

sche

               

(Abraham 2016, 81)

  • Schreibverfahren können in vier Teilbereichen helfen, Rezeptionserfahrungen, Themen und Gefühle in Bezug auf Film zu bearbeiten:
    • Klärendes Schreiben
    • Rhetorisches Schreiben
    • Expressives Schreiben
    • Poetisches Schreiben

 

  • mit älteren Schülern Arbeit an der Textsorte Drehbuch sehr ergiebig (vgl. Müller/Schmedemann 2001)
  • Möbius/Wieland 2006: Webblogs und Webseiten für Inhaltswiedergaben von Filmen

Schüler recherchieren zu Filmen im Internet und stellen die Inhalte in eigenen Webblogs vor

  • Abraham/Gattermaier 2007: Verbesserung vorgefundener Artikel auf Wikipedia

„die Lernenden sollen erkennen, wie wichtig für eine erfolgreiche Bewältigung komplexer Schreibaufgaben entsprechendes Vorwissen ist. Indem sie ihr eigenes Wissen über das Medium und ausgewählte Filme für Wikipedia-Leser darstellen, eignen sie es sich nachhaltiger an als durch instruktionsbasierten Unterricht“ (Abraham 83)

Szenische Verfahren im Umgang mit Filmen (vgl. Abraham 2009, 84ff.)

Szenische Verfahren im Umgang mit Film

Charakter Interview (vgl. Stempleski/Tomalin 2007, 113 ff.)

  • in Gruppen werden arbeitsteilig verschiedene Filmfiguren bearbeitet, Fragen an diese Figur formuliert und Überlegungen angestellt werden, wie diese sich im Interview wohl verhalten würde

 

  • szenische Verfahren in Verbindung mit Filmen gehen noch weiter als das szenische Spiel von literarischen Texten, da hier auch die Gedanken das Regisseurs umgewandelt werden können
  • Szenisches Rollenspiel sollte sich aber nicht auf die Szenen des Films beschränken
    • Pünktchen und Anton: Szene des Telefonats zwischen Anton und seinem Vater 
    • Schwarzfahrer: Geschehen in der Bahn
  • neben der Rezipientenperspektive ist auch die Produzentenperspektive sehr wichtig:

Arbeit mit Filmplakaten und Trailern (vgl. Abraham 2009, 86ff.)

Arbeit mit Filmplakaten und Trailern

  • Trailer erlauben Voraussagen über Thema, Genre, Machart eines Films und machen auf kleinem Raum filmische Mittel wie Einstellungsgröße, Kamerabewegungen und Montageformen studierbar
  • zur Einstimmung in den Film oder nach der Filmrezeption

 

  • produktionsorientierte Verwendung
  • handlungsorientierte Verwendung: Zeigen der Einzelelemente und des Endproduktes

 

  • wichtig Teilverfahren:
    • Trailer antizipatorisch als Impulse für assoziatives Schreiben nutzen
    • Trailer als eigenes Format beschreiben, würdigen und kritisieren
    • Nach der Filmrezeption den Trailer ohne Ton präsentieren und einen Text für einen Off-Sprecher dazu verfassen lassen
    • im fächerverbindenden Unterricht die ggf. originalsprachliche und deutsche Fassung eines Trailers vergleichen

 

Arbeit mit Standbildern (vgl. Abraham 2009, 89ff.)

Arbeit mit Standbildern (Frames)

  • Frames lassen eine Beobachtung zu Filmsprache und Filminterpretation zu, die eine ungebremste Rezeption nicht möglich macht
    • Bildbeschreibung (wenn ohne Kontextinfos)
    • innere Monologe/Dialoge

"Momentaufnahme wird zum Reflexionsraum für das Nachdenken über Ort und Zeit der Handlung, über Gedanken, Gefühle und Motive der Figuren." (Abraham 2016, 90)

Ideen zur Arbeit mit Standbildern:

  • mehrere Frames: Möglichkeit, den Lernenden die Einzelbilder ungeordnet zu präsentieren und sie eine Reihenfolge herstellen zu lassen , welche das Erzählen der Geschichte erlaubt
  • Film bis zum Standbild schauen, welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es ab diesem Punkt?
  • Standbilder nutzen zur Erläuterung filmsprachlicher Mittel

Arbeit mit Sequenzen (vgl. Abraham 2009, 92ff.)

Arbeit mit Sequenzen

Möglichkeiten:

  • Main Title-Sequenz - über Handlungsverlauf und Genres nachdenken
  • die Hauptpersonen vorstellen
  • Thema und Konflikte herausarbeiten
  • für den Film typische Gestaltungsmittel zeigen und interpretieren
  • anhand filmischer Mittel wie Farbwahl, Musik oder Montagetechnik den Zusammenhang und die Intention des Regisseurs herausarbeiten
  • einen für das Verständnis des Filmes wichtigen Zusammenhang klären

anderer Ansatz:

  • Vergleich ausgewählter Ausschnitte verschiedener Filme
  • Literatur dazu: Brunner 2002, Frederking 2006

Arbeit mit Bonus-Material (vgl. Abraham 2009, 93ff.)

Arbeit mit Bonus-Material

  • auf DVD oftmals enthalten: Audio-Regiekommentare, Schauspielerinterviews, Making-Of-Clips, Produktionsdokumente (zB Storyboards), Informationen zu Thema, Schauplätzen
  • Material für Schülerrferate, Vertiefung von Analyseaspekten in Gruppenarbeit oder Lernzirkel

Arbeit mit Mehrsprachigkeit (Abraham 2009, 98ff.)

Arbeit mit Mehrsprachigkeit, Untertitel und Synchronfassungen

  • erste Dimension: Verhältnis von Original und Übersetzung!
    • Wortspiele: z.B. Winnie the Pooh:

„Its not much of a tail, but I am sort of attached to it”  - “Viel Schwanz ist es nicht, aber irgendwie hänge ich dran.”

  • zweite Dimension: kapitelweises Rezipieren der Filme in der Fremdsprache 
    • Unterstützung durch Vorkenntnisse des Kontextes und der Figuren
    • selbständiges Entwerfen eigener Untertitel
  • dritte Dimension: Filme, in denen mehrere Sprachen aufeinander treffen
    • zB Katja und der Falke oder Lichter – hier treffen die Sprachen sehr realistisch aufeinander
    • ganz eigene Form bei Jenseits der Stille– Fremdsprache Gebärden der Gehörlosen

Beispiel der Unterrichtspraxis

Literaturhinweise

Liebe Kommilitonen, 

die folgende Literaturliste soll euch dabei helfen, schnell hilfreiche Literatur zum Thema "Filme in der Schule" zu finden, Wir hoffen, dass ihr fündig werdet. 

 

Allgemeines:

Abraham, Ulf. (2009). Filme im Deutschunterricht. In Baurmann, J., Kammler, C. (Hrsg.), Praxis Deutsch. Seelze-Veber: Kallmeyer. - sehr gute Ansätze zur allgemeinen Filmdidaktik, die über den Deutschunterricht hinausgehen.

 

Deutsch-Unterricht:

Abraham, Ulf. (2009). Filme im Deutschunterricht. In Baurmann, J., Kammler, C. (Hrsg.), Praxis Deutsch. Seelze-Veber: Kallmeyer. - bietet zusätzlich zur allgemeinen Theorie der Filmdidaktik zahlreiche Beispiele für den Deutschunterricht jeder Altersstufe!

Kepser, Matthias. (2013). Teilkommentierte Fachbibliografie. (zu finden unter: http://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00103204-1.pdf, zuletzt aufgerufen am 20.06.2016) - Sammlung zahlreicher weiterführender Literatur zu vielen Aspekten der Filmdidaktik im Fach Deutsch!

 

Weitere nützliche Links:

http://www.script-o-rama.com/oldindex.shtml (12.06.2016) - Sammlung von Drehbüchern, Entwürfen und Transkriptionen zahlreicher englischsprachiger (!) Filme und TV-Sendungen